Die nächsten 5 Jahre: Nicht gewinnen sondern überleben!

Von Egon von Greyerz:

Die Botschaften der EZB und der Fed könnten klarer nicht sein. Die Zentralbanken sehen große Probleme im Finanzsystem und der Weltwirtschaft, und sie werden alles Mögliche unternehmen, um das System zu retten. Doch es wird ihnen nicht gelingen.

 

Im Herbst 2019 wird es zu einer großen Verschiebung in der allgemeinen Stimmungslage kommen, wenn an den Märkten die Wende von einem säkularen Bullenmarkt zu einem säkularen Bärenmarkt vollzogen wird. Wahrscheinlich werden wir große Crashs an vielen globalen Aktienmärkten erleben. Praktisch niemand ist darauf vorbereitet, also wird es Panik und auch Verzweiflung geben.

US-AKTIENMARKT MIT HISTORISCHER ÜBERBEWERTUNG

 

Der US-Aktienmarkt ist heute stärker überbewertet als 1987, 1999 und 2006.

Der Überbringer schlechter Nachrichten wird bestenfalls ignoriert, und im schlimmsten Fall exekutiert. Hoffentlich werde ich beiden Schicksalen entgehen, obgleich ich nicht aufhören werde, die Menschen vor den potentiell katastrophalen Gefahren zu warnen, die auf uns warten. Bei Aktien, Anleihen und Derivaten werden die Bieter ab einem bestimmten Punkt komplett ausbleiben, davor hatte ich letzte Woche meine Leser gewarnt. Diese Märkten werden also steil absacken – ohne Kaufgebote für die stürzenden Assets, zu keinem Preis.

 

Die meisten werden diesen Hinweis völlig ignorieren. Die Mehrheit der Anleger hat vollstes Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbanken, die Welt erneut zu retten – durch Schöpfung endloser Geldmengen und Zinssatzsenkungen.

 

ZENTRALBANKEN IM PANIK-MODUS

Fed wie EZB sind jetzt im Panik-Modus, auch wenn sie das vielleicht noch nicht offen zeigen. Die Fed hat die Zinsen diese Woche erst um ¼ % gesenkt, und die EZB sagt der Welt, dass sie alles Erforderliche unternehmen wird.

Draghi sagte letzte Woche, es bestehe:

„die Notwendigkeit eines äußerst akkommodierenden geldpolitischen Kurses für einen längeren Zeitraum, da sich sowohl die tatsächlichen als auch die projizierten Inflationsraten kontinuierlich unter einem Niveau befinden, das mit seinem Ziel [dem des EZB-Rats] vereinbar ist.“ Dementsprechend brachte der EZB-Rat zum Ausdruck, er sei „entschlossen, im Einklang mit seiner Verpflichtung auf die Symmetrie des Inflationsziels zu handeln. Er ist daher bereit, all seine Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation auf nachhaltige Weise auf sein Ziel zubewegt. „

In Folge sanken die deutsche 10-Jahre-Bundesanleihe als auch die französische unter die Marke von 0 %. Es ist ein völlig verrückter politischer Ansatz, die Zinssätze zu senken, um Inflation zu erzeugen. Zentralbanker wissen, dass Inflation schlecht für die Wirtschaft ist. Eine Inflationsrate von 2 % bedeutet, dass sich die Preise alle 36 Jahre verdoppeln. In den 1970ern habe ich selbst jahrelang Inflationsraten von 15 % und mehr in Großbritannien erlebt. Eine Inflation von 15 % bedeutet, dass sich die Preise alle 5 Jahre verdoppeln. Inflation ist nicht wünschenswert – nicht für Konsumenten, nicht für Sparer, nicht für Pensionäre.

 

So schützen Sie Ihr Vermögen!

 

EZB-FACHCHINESISCH: DIE WAHREN PROBLEME VERSTECKEN

Meiner Ansicht nach verstecken sich hinter dem EZB-Kauderwelsch aus dem Zitat oben viel ernstere Probleme als niedrige Inflation. „Symmetrie des Inflationsziels“ sind bedeutungslose Worte, typisch für Zentralbanken – so formuliert, dass es niemand versteht. Das Problem liegt im Finanzsystem. Das deutsche Bankensystem ist Pleite angesichts der sich ständig verschlimmernden Lage der Deutschen Bank (DB). Die Kredite der DB reichen, um für einen Zusammenbruch der Bank zu sorgen, und ihr Derivate-Portfolio wird nicht nur die Bundesbank in den Bankrott treiben, sondern auch Deutschland und die EZB. Die Deutsche Bank hat Derivate in Höhe von 45 Billionen EUR. Das ist das 13-fache des deutschen BIP. Also: Wenn es bei den Derivaten keine Gebote mehr geben wird (und das kann buchstäblich als sicher gelten), werden diese 45 Billionen € in Derivaten einfach in einem schwarzen Loch verschwinden und wertlos sein.

Doch nicht allein die DB und andere deutsche Banken sind bankrott, sondern auch italienische, spanische, griechische Banken und noch viele andere. Auch die EZB ist vollkommen Pleite. Ihre Bilanz liegt bei 4,7 Billionen EUR, und 40 % davon sind Kredite an EU-Mitgliedsstaaten. Kapital und Reserven der EZB liegen bei 105 Milliarden EUR. Die Eigenkapitalbasis der EZB macht also 2 % ihre Gesamtbilanz aus. Das bedeutet, dass Verluste von 2 % reichen, um die EZB in den Bankrott zu treiben! Wahrscheinlich werden die Verluste aber viel eher zwischen 50 %-100 % liegen; der Untergang der EZB ist also sicher. Doch bevor es dazu kommt, wird sich die EZB für unbegrenzte Geldschöpfung entscheiden.

So leicht wird sie nicht aufgeben, natürlich nicht. Draghi hatte zuvor schon durchblicken lassen, dass die EZB alles Erdenkliche unternehmen wird, um das Finanzsystem am Laufen zu halten. Seine Aussagen von letzter Woche waren also nur die Bestätigung des Unvermeidlichen.

 

GLOBALE VERSCHULDUNG JETZT AUSSER KONTROLLE

Die jüngsten Nachrichten aus Fed und EZB könnten klarer nicht sein. Die Zentralbanken werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt von stiller Panik erfasst. Später wird dies ganz offensichtlich zu Tage treten. Denn aktuell erleben wir nur die Vorrede zur größten Geldschöpfungswelle der Geschichte. Allein in diesem Jahrhundert hat sich die globale Verschuldung von 80 Billionen $ auf 250 Billionen $ verdreifacht (3x). Beim Versuch, das Finanzsystem zu retten, haben die Zentralbanken in den letzten 19 Jahren den Kredit um 170 Billionen $ ausgeweitet. Erreicht haben sie das durch Geldschöpfung und die Senkung der Zinssätze auf null oder negativ.

Wir leben heute in der Ära des kostenfreien oder extrem billigen Geldes, und mit den kommenden Maßnahmen der EZB und der Fed wird das Geld sogar noch billiger werden. Die Zentralbanken wissen auf jeden Fall, dass man ein Schuldenproblem nicht mit noch mehr Schulden lösen kann. Doch massenhaft billiges Geld ist die einzige Methode, die sie kennen. Und bislang scheint sie auch funktioniert zu haben.

Doch die Welt ertrinkt in kostenfreiem und bald wertlosem Geld, und noch so viel mehr wird kommen.

 

Flüchten Sie in Gold und Silber!

„NACH UNS DIE SINTFLUT“

 

“Après nous le Déluge” – Nach uns die Sintflut, so sagte einst Madame de Pompadour, die Mätresse von König Ludwig XV. Die Franzosen hatten gerade einen Krieg gegen die Preußen (1757) verloren; der König und seine Mätresse wussten, dass dies desaströse Konsequenzen für Frankreich und die französischen Finanzen haben würde.

Das Bild links, mit Obama und Bernanke, stammt ursprünglich aus einem Artikel, den ich 2011 geschrieben hatte. Während seiner Amtszeit druckte und lieh sich Bernanke mehr Geld als je zuvor in der Geschichte der USA gedruckt oder geliehen wurde. Doch: „We ain’t seen nothing yet.” – Das war noch gar nichts. Das Problem ist heutzutage global – die Chefs der beiden größten Zentralbanken, Powell und Lagarde, werden nun als die größten Geldschöpfer in die Geschichtsbücher eingehen. Gedeckt werden muss ein großer Teil der ausstehenden globalen Verschuldung, weil er nicht zurückgezahlt werden wird. Doch nicht nur das. Rechnet man auch noch eventuelle wie ungedeckte Verbindlichkeiten, Sozialausgaben als auch die wertlosen Derivate im Umfang von 1, 5 Billiarden $ hinzu, so wird die Gesamtgeldschöpfung in die Billiarden gehen.

 

HYPERINFLATION FÜHRT ZUR IMPLOSION DES FINANZSYSTEMS

Das geschöpfte Geld wird natürlich vollkommen künstlich sein und keinen Wert haben. Doch bevor das gesamte Finanzsystem implodiert, wird die Welt eine hyperinflationäre Phase erleben, die sich mit der Weimarer Republik messen wird. Der große Unterschied heute: Es wird keine Vollbeschäftigung geben wie damals in der Weimarer Republik, und es wird keine Welt draußen geben, die uns retten wird. Also: Das gesamte Manöver der globalen Zentralbanken wird vollkommen nutzlos und vergeblich sein. Die kommende hyperinflationäre Phase wird womöglich kurz ausfallen, z.B. 2-3 Jahre, und zu einer deflationären Implosion des Finanzsystems führen.

 

SCHWINDENDES VERTRAUEN – SCHWINDENDE MÄRKTE

Vor einem Lawinenabgang ist nie klar, welche Schneeflocke ihn auslösen wird. Es gibt so viele potentielle Auslöser, z.B. Schuldenausfälle irgendwo in der Welt. Normalerweise wird das ganz offensichtliche Problem, wie die Deutsche Bank, nicht zum Auslöser; die Deutsche Bundesbank und die EZB  werden mit allen Kräften versuchen, die DB über Wasser zu halten. Natürlich wird auch sie am Ende untergehen.

 

Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird der Auslöser mit Vertrauensschwund in Verbindung stehen. Da die meisten heutigen Märkte Mega-Blasen sind, braucht es kaum etwas, um sie zum Platzen zu bringen. Wenn wir uns die größten Aktienmärkte der Welt anschauen, sehen wir, dass jeder dieser Märkte (in US$ betrachtet) schon die Höchststände markiert hat, und der US-Markt ist der letzte Mann auf dem Feld.

US-MÄRKTE BEREIT FÜR DEN CRASH

 

Aus markttechnischer Sicht ist der S&P Index gerade dabei, ein langfristiges bärisches Keilmuster abzuschließen. Wie man in Chart unten sehen kann, weist der Momentum-Indikator Abweichung (Divergenz) zum Kurs auf. Die letzten vier S&P-Tops seit Januar 2018 waren jedes Mal von sinkendem Momentum begleitet. Das ist extrem negativ und passierte schon bei den Tops der Jahre 1999 und 2006, auf die große Einbrüche folgten. Der Unterschied zu damals: Höchstwahrscheinlich befinden wir uns am Ende eines säkularen Bullenmarkts; die Dauer und die Stärke des kommenden Falls werden dann massiv sein. 

WIRD DER DOW AUF 1.000 ODER NUR 10.000 FALLEN?

 

Wie tief hinab wird es in diesem Bärenmarkt gehen? Zwischen 1929 und 1932 fiel der Dow um 90 %, und die Umstände in der Welt waren damals bei Weitem nicht so schlimm wie heute. Wahrscheinlich wird der Markt im Bereich von 8.000 – 10.000 Punkten anfänglich Unterstützung finden. Am Ende wird er womöglich den Bereich von 600 bis 1.000 Punkten erreichen, einen Konsolidierungsbereich, der für 17 Jahre, zwischen 1965 bis 1982, Bestand hatte.

Ein Fall vom aktuellen Stand (27.000 Punkte) auf die 2.Unterstützung würde einen Verlust von 97 % bedeuten. Von heute aus betrachtet, scheint das völlig unmöglich, allerdings ist der Unterschied zu den Verlusten von 90 % der Jahre 1929-1932 gar nicht so groß.

Ich möchte es an dieser Stelle ganz unmissverständlich sagen. Meine Interpretation des US-Aktienmarkts sieht folgendermaßen aus: Wahrscheinlich werden wir frühestens ab August 2019 eine große Wende im langfristigen Trend erleben – und spätestens in den nächsten drei Monaten. Die Wende könnte anfänglich schrittweise erfolgen, sie wird sich aber sehr bald schon in einen Crash verwandeln.

Könnte ich falsch liegen? Ja, natürlich könnte ich das. Wie auch in der Vergangenheit schon, als ich die Fähigkeiten der Zentralbanken unterschätzte, die Entwicklungen durch unverantwortliche Kreditexpansion aufzuschieben. Allerdings haben sie damit nur eine noch größere Blase geschaffen, die bei ihrem Platzen zu einer noch viel schwereren Implosion der Märkte, des Finanzsystems und auch der Weltwirtschaft führen wird.

Ich bin normalerweise kein Mann der Wetten, auch wenn ich kürzlich der Aufforderung zu einer Wette um 1 Million $ gefolgt bin, bei der eine Person überzeugt war, dass Gold nicht durch die Maginot-Linie bei 1.350 $ brechen würde. Leider zog sich die Partei, die mich herausgefordert hatte, von der Wette zurück, also blieb mir nur der moralische Sieg.

Trotzdem würde ich Folgendes sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Aktienmarkt diesen Herbst in sich zusammenstürzt und dass Gold und Silber erheblich höhere Stände erreichen, liegt bei 95 %.

 

ES GEHT NICHT UMS GEWINNEN, SONDERN UMS ÜBERLEBEN

Ich möchte hier klarstellen, dass ich kein Interesse daran habe, durch Wetten auf Finanzinstrumente Geld zu machen. Meine sehr direkten Aussagen zur Richtung der Investmentmärkte sollen stattdessen den Zweck haben, Investoren aufzurütteln und ihre Wahrnehmung auf die enormen Risiken zu lenken, von denen die Welt aktuell betroffen ist.

Jetzt ist nicht die Zeit, bei seinen Investitionen an Gewinne zu denken. Sondern viel eher daran, in den nächsten fünf Jahren so wenig wie möglich zu verlieren. Denn alle werden Verlierer sein. Auch wenn man selbst keine Aktien oder Anleihen besitzt, so wird das eigene Haus an Wert verlieren, oder man verliert seine Pension, seinen Job oder Sozialleistungen. Wahrscheinlich wird man auch das Geld verlieren, das auf der Bank liegt – entweder durch Währungsentwertung, Bail-Ins oder den Bankrott der Bank.

 

Wir dürfen eines nicht vergessen: Vermögensschutz bedeutet, seine Vermögensanlagen vor der totalen Zerstörung zu schützen, und nicht, hohe Gewinne einzufahren. Physisches Gold und Silber sind die beste Versicherung, über die man verfügen kann. Sollten die von uns erwarteten Stände erreicht werden, werden Sie wahrscheinlich auch große Kapitalwertsteigerungen sehen, doch das ist nicht das Hauptziel von Edelmetalleigentum. 

 

GoldSwitzerland.com